Super, Mond!

Wachsenburg im MondscheinTreffen sich ein Vollmond und eine Festung, kommt auch ein Fotograf.

Echt super, dieser Mond: Das Coronavirus kann ihm nichts anhaben. Er kann sich nicht anstecken. Er weicht nicht von seiner Laufbahn ab. Er strahlt nach wie vor nachts. Und so konnten wir alle in den vergangenen zwei Nächten das Himmelsschausspiel namens Supermond bewundern.

Besonders gut funktionierte das an der Veste Wachsenburg. Die Burg gehört zu einem Ensemble von drei in unmittelbarer Nähe gelegenen Festungen in Thüringen, den Drei Gleichen. Wobei gleich - wie so häufig - auch hier nicht gleich gleich ist. Von der Burg Gleichen und der Mühlburg stehen nur noch Ruinen.


Die Veste Wachsenburg ist die einzige erhaltene der drei, obwohl auch das relativ ist: Im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgebaut, zerstört, saniert und ausgebaut. Der mittelalterlich anmutende Bergfried steht in dieser Form erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Doch auch das kümmert den Mond herzlich wenig. Wie bestellt positioniert er sich hinter der Silhouette der Veste.

Und doch drängt sich bei all der willkommenen Ablenkung in diesen Tagen eine Frage auf: Wie super ist dieser Mond eigentlich?

Landauf landab liest man von einem „beeindruckenden Himmelsphänomen“ oder schlicht einem „Spektakel“. Ganz nüchtern betrachtet kommt der Mond auf seiner elliptischen Laufbahn der Erde bei diesem Ereignis am nächsten und erstrahlt just zu dieser Zeit als Vollmond. Weiter als 406.700 Kilometer entfernt sich der Mond von unserem Planeten nie. Nun rückte er uns - trotz Kontaktverbot - mit einer Entfernung von 356.400 Kilometer förmlich auf die Pelle.

FeldbegehungFür die richtige Perspektive geht es auch mal querfeldein.

Tatsächlich war der Vollmond im Durchmesser 14 Prozent größer als er es während seiner größten Entfernung ist, schreibt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).  Den Unterschied dürften aber selbst die Fachleute kaum mit bloßem Auge erkannt haben: Es wäre so, als würde man abwechselnd eine ein- und eine Zwei-Euro-Münze in 2,70 Meter Entfernung an einer weißen Wand betrachten, schreiben die Experten vom DLR. 

Warum nur aber sprechen wir dann vom Supermond? Die Bezeichnung stammt aus dem Land, in dem es nur selten an Superlativen mangelt: den USA. Der Astrologe Richard Nolle hat den Begriff 1979 geprägt. Nolle versucht Zusammenhänge zwischen dem Phänomen und Naturkatastrophen wie Erdbeben oder verheerenden Fluten zu finden. Nach allem, was man liest, scheinen Astronomen von diesem Begriff und den Zusammenhängen nicht viel zu halten. 

Sei’s drum. Denn schließlich wissen wir doch spätestens seit Goethes Faust: Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum. Oder eben groß und hell der Mond. Ist doch super!  

Auf den Spuren von John Wayne

Wild West RomantikSonnenaufgang über dem Monument Valley.

Für unseren Navajo-Guide muss es ein netter Spaß kurz vor Feierabend gewesen sein. Zwei reittechnisch völlig unbedarfte Touristen aus Deutschland, die eine Pferdemähne bislang nur von unten sahen, wollten schließlich un- und umfallfrei durch das Monument Valley geleitet werden. Auf dem Pferderücken in gefühlt zwei Meter Höhe. Aber hey: Auf der Internetseite stand schließlich, dass der Ritt auch für Anfänger geeignet sei. Also rauf auf den Gaul und los geht’s. Hüa!

Die ersten Meter fühlen sich überraschend gut an. Das Pferd spricht offenbar kein Deutsch. "Hüa" hat es zumindest nicht als Aufforderung für Tempo verstanden – wahrscheinlich besser so. Gemächlich schreiten wir zu dritt durch den roten Wüstensand. Von den Hufen der Pferde wirbelt Staub auf. Unser Guide reitet voraus. Wir müssen nicht viel tun, außer die Zügel zu halten – unsere Pferde folgen fast blind.


So genießen wir den Blick vom Pferd auf die wohl ikonischste aller Wild-West-Landschaften: Das im Abendlicht kräftig rot leuchtende Monument Valley. John Ford kommt einem in den Sinn. Der vermeintlich berühmteste aller Western-Regisseure hat hier zehn Filme gedreht. Nach ihm ist sogar ein Aussichtspunkt benannte, der John Ford’s Point.

Der Cowboy-Sattel wirkt zwar schon nach der ersten halben Stunde hart, aber noch ist es ganz komfortabel. Auf die Frage, ob es hier denn nicht Klapperschlagen gebe, gibt unser Guide gern Auskunft: Doch, doch, die gibt es hier schon. Nur jetzt - es war April - schliefen sie noch. Wir wissen nicht ob letzteres stimmt, glauben ihm aber gern. Nicht zuletzt, da er erzählt, dass manches Pferd doch äußerst nervös auf ein unerwartetes Blind Date mit einer Klapperschlange reagiert. Ja, manches buckelt dann auch schon mal. Hoffentlich nicht heute.

Der Profi und seine SchattenDie Abendsonne wirft lange Schatten fast bis zum East Mitten Butte.

Zugegeben: Man fühlt sich schon ein bisschen erhaben auf so einem Pferd. Das kommt wahrscheinlich von der exponierten Sitzhöhe – und vermutlich liegt es auch an der Umgebung und unserer unverhofften Privattour. Wir sind die einzigen Teilnehmer auf dem Ausritt. Während andere im Auto über den Monument Valley Scenic Drive holpern, umkurven wir den East Mitten Butte in völliger Stille auf dem Pferderücken, während die Sonne am Horizont langsam verschwindet.

Wohl auch weil wir allein sind, und vielleicht auch weil sich unser Guide ein wenig amüsieren wollte, schlägt er vor, es doch auch einmal mit einem Galopp zu probieren. Leicht übermütig willige ich ein. Was soll schon schief gehen. Damit es vorwärts geht, müsse ich dem Pferd in die Flanken treten, rät der Navajo. Für ihn ist Reiten seit Kindergarten das natürlichste der Welt. Der hat leicht reden. Meine ganz offensichtlich zu zaghaften ersten Versuche kratzen das Pferd kein Stück. Wir stehen, wo wir stehen.

CowgirlSpätestens vor der Kulisse des West Mitten Butte (links) und dem Merrick Butte fühlen wir uns ein bisschen wie im Western - nur ohne Colts.

Irgendwann will es dann doch, wie ich will – zumindest ein bisschen. Das Pferd fängt an zu traben, spürbar schneller als noch im Konvoi. Von einem Galopp bin ich gefühlt aber so weit entfernt wie ein Hobby-Sprinter von Usain Bolt. Nach ein paar dutzend Metern wird es dem Pferd zu blöd. Wir drehen ab.

Wir befinden uns auf dem Rückweg. Das wissen auch die Pferde. Etwas flotter als noch zu Beginn des Ritts schreiten sie durch das dürre Gestrüpp der Wüste. Die Aussicht auf Wasser und Futter lockt. Weil sie sowieso wissen, wo es hingeht, darf nun auch ich die Gruppe anführen. Oder anders ausgedrückt: mein Pferd.

Zurück an der Station, zurück auf zwei Beinen, fühlen wir uns trotzdem ein bisschen wie John Wayne. Die Pferde haben zwar eindeutig einen eigenen Willen. Doch wir haben sie durch das „wilde“ Monument Valley gesteuert. Und zwar souverän, aber sowas von. Wir gehen mit guten Gefühl und dem Wissen, dass die Erinnerungen an diesen Ausritt für immer unvergesslich bleiben – die Schmerzen im Gesäß nur wenige Tage.

WasserbarDie Pferde zieht es nach dem Ritt an die Tränke.

Wo der Bär seine Ohren hat

Fallen Roof RuinDie heruntergefallen Platten des Sandgesteins verliehen diesen alten Behausungen ihren Namen.

An jenem April-Tag könnten wir meinem Wunsch, eine Klapperschlange in freier Wildbahn zu beobachten, näher gewesen sein als es uns lieb ist. Als wir aus dem Road Canyon wieder Richtung Parkplatz aufsteigen, tappen wir durch knöchelhohes, dürres Gestrüpp. Einfach dem schmalen Pfad folgen. Aber warum biegt der hier jetzt rechts ab, müsste es nicht links weiter gehen? War der beim Abstieg auch schon so schmal? Wo genau ist er jetzt hin? Ähm. Wir haben uns verlaufen.

Aber von vorn: Nur selten begegnen wir Autos, als wir den Moki Dugway, eine staubige, Schotter-Passstraße erklimmen. Früher ratterten hier Trucks mit Uranerz durch die Serpentinen, heute ein paar einzelne Touristen, vor allem Einheimische. Die Straße führt auf das Cedar Mesa Plateau, das im Bears Ears National Monument liegt.

Das Naturschutzgebiet gehört zu jenen, die vor Donald Trump eigentlich keiner kannte: Nicht einmal ein Jahr, nachdem sein Amtsvorgänger Barack Obama das Gebiet zum National Monument ernannte, dampfte Trump die Fläche 2017 schon wieder um 85 Prozent ein, begleitet von zahlreichen Protesten der Navajo-Indianer. Ihnen wurde im Schutzgebiet Mitspracherecht versprochen.

Warum Bears Ears so interessant war? Nun ja, es könnte an den hunderten Uran-Förderstätten gelegen haben, die sich im Schutzgebiet befanden. Nach Trumps Schrumpfungs-Beschluss waren 300 Förderstätten plötzlich wieder außerhalb des National Monuments.

Neben Uran-Lagerstätten befindet sich hier besagter Road Canyon. Es gibt hier alte indianische Kornspeicher und Behausung im Fels, die ein bisschen an den Mesa Verde Nationalpark in Colorado erinnern, nur eben kleiner – und deutlich unbekannter. Was schön ist.

Moki DugwayDie staubige Serpentinenstraße überwindet auf fünf Kilometern mehr als 300 Höhenmeter.

Besonders die „Fallen Roof Ruin“, einem kleinen Ensemble alter indianischer Felsverschläge, hat es uns angetan. Nur ist die nicht so leicht zu finden. Ausgeschildert ist sie nicht. Der im Navi gespeicherte GPS-Standort führt uns eine staubige Dirt-Road entlang. Irgendwo müssen wir links in einen unscheinbaren Abzweig zu einem Parkplatz abbiegen.

Wie das mit unscheinbaren Abzweigen so ist: Wir rauschen vorbei, selbst in Schrittgeschwindigkeit. Am Ende haben wir ihn dann doch gefunden. Vom „Parkplatz“ – ein paar halbwegs schattigen Plätzen unter Gestrüpp – geht es hinab in den Road Canyon. Durch ein ausgedorrtes Flussbett, das wohl nur zu Sturzfluten Wasser führt, geht es in Richtung der alten Kornspeicher.

Dürres LandDurch ein trockenes Flussbett geht es in den Canyon.
WüstenpflanzeManche Blume findet selbst in der trockensten Gegend noch genügend Wasser.
Gut getarntWer nicht von den Felsbehausungen weiß, kann sie schnell übersehen.

Dann stehen sie da, die drei vermutlich jahrtausendalten Kornkammern, unter einen Überhang des Sandsteins gedrängt. Stumme und doch vielsagende weil außergewöhnlich gut erhaltene Zeugen längst vergangener Tage.

Auf dem Rückweg wurde uns zum Verhängnis, dass wir ein entscheidendes Detail in der Wegbeschreibung nicht allzu ernst genommen haben: Unbedingt die Stelle zum Übergang in das ausgedorrte Flussbett merken. Wieder mal amerikanische Übervorsicht, dachten wir. Kann ja nicht so schwer sein. Nun ja. Zwei Stunden später stehen wir auf der falschen Seite des Canyon-Randes. Wir sind falsch abgebogen. So viel zur deutschen Gründlichkeit.

Da das Flussbett von oben gut einzusehen war ging’s also querfeldein den sandigen Hang hinunter, über Felsen und Steine und durch Gestrüpp. Eigentlich bestes Klapperschlangen-Territorium, möchte man meinen. Doch nirgends klapperts. Schade eigentlich. Wieder kein Klapperschlangen-Foto.

PfadfinderinIst das jetzt der richtige Weg zurück?

Die große Schlucht

Desert ViewFarbenprächtig zeigt sich der Grand Canyon am Ostende des Nationalparks.

Der vermutlich erste europäisch-stämmige Amerikaner, der auf dem Colorado 1857 in den Grand Canyon 1857 reiste Joseph Christmas Yves, hat sich schwer getäuscht. Die Gegend sei völlig wertlos und könne ohnehin nur vom Süden her erschlossen werden. Nachdem man die Schlucht erreicht habe, sei das einzige, was man noch tun kann, sie wieder zu verlassen. Seine wäre die erste und zweifellos letzte Expedition in diese profitlose Gegend.

Zu Yves Verteidigung muss man sagen: Er sollte prüfen, ob der dort bis dato völlig unerschlossene Colorado-Abschnitt für eine Handelsroute taugt. In diesem Punkt behält er bis heute Recht. Wertlos ist die Gegend aber nicht. Ganz und gar nicht.


Der Grand Canyon Nationalpark gehört zu den meist besuchten Naturattraktionen der Welt. Gemeinsam mit den 58 anderen Nationalparks haben die Amerikaner ihre einzigartige Natur nicht nur in Teilen geschützt, sondern zugleich zu einem einzigartigen Geschäftsmodell ausgebaut. Das wird einem schon klar, wenn man abends kurz vor Sonnenuntergang auf den Parkplätzen am Südrand Runden dreht, um noch einen freien Platz zu finden, einen statt Stille das Geplapper hunderter Menschen empfängt.

Der Grand Canyon ist ein beeindrucktes Naturmonument. An den Hotspots gleicht er bisweilen aber leider oft einem Vergnügungspark. Manch vermeintlich Wagemutige gleiten an einer Zipline in einen Teil der Schlucht oder werfen durch den Glasboden des „Skywalk“ einen Blick in die Tiefe. Tagesbesucher aus Las Vegas lassen sich mit dem Helikopter unten am Colorado für ein Picknick absetzen. Der Klassiker unter den Attraktionen ist gewiss eine Rafting-Tour im Colorado River.

Kaibab TrailVom Südrand des Grand Canyon führt der Kaibab Trail hinunter in die Schlucht. Maultiere schleppen täglich Verpflegung und sogar Touristen zur Phantom Ranch und zurück.

In den Reiseblogs und den sozialen Medien verpassen die Nutzer ihren Beiträgen dann oft den Hashtag „#adventure“. Mit den Abenteuern, die Yves oder später auch der wesentlich bekanntere Forscher John Wesley Powell auf dem Colorado unternahmen, hat das nichts zu tun. Kaum ein Begriff wurde in den vergangenen Jahren so entwertet wie dieser.

6,7 Millionen Besucher zog es 2017 an die große Schlucht in Arizona. Den meisten reicht ein kurzer Blick vom gut erreichbaren Südrand in den 1,6 Kilometer tiefen, 446 Kilometer langen und bis zu 29 Kilometer breiten Schlund. Den fast sieben Millionen Besuchern standen 2017 nur 1,2 Millionen Übernachtungen im Park gegenüber.

RotlichtAnhand der dutzenden Felsabbrüche lässt sich die Weite des Parks nur erahnen.

Zugegeben, die Zahlen jener, die vor den Toren des Parks in Tusayan übernachten, dürften darin nicht enthalten sein. An der Hektik aber ändert das nichts. Der Südwesten der USA ist für Millionen Touristen ein typisches Road-Trip-Ziel. Getreu dem Motto: „So. Gesehen. Weiter“ rauschen sie von einem Naturspektakel zum nächsten. Auch wir.

Doch an vielen Orten, nicht zuletzt dem Grand Canyon, wird einem schnell klar: Auf diese Weise ist es völlig unmöglich, den Naturmonumenten gerecht zu werden. Der Blick in den Schlund ist gewaltig. Wie gewaltig wird einem aber erst dann klar, wenn die Touristenmassen des Tages abgezogen sind.

VerschlungenSteile Serpentinen führen den Kaibab-Trail hinab.

Wenn nachts der eiskalte Wind über die Abbruchkante pfeift, das Geplapper verstummt ist, der sternklare Himmel die Konturen unten in der Schlucht bläulich tönt, der Blick an so viele Kanten haften bleibt, der Kopf mit dem Bild aber doch keinen Begriff für die schiere Größe dieser Schlucht findet - dann erst versteht man, wie einzigartig der Grand Canyon ist. Kein Foto - und schon gar kein Selfie - kann dies auch nur annähernd einfangen.

Selbst eine kurze Wanderung in den Canyon hinein lässt einen nur im Ansatz erahnen, was sich wohl hinter den unzähligen Kehren und Wenden verbirgt, wenn nach kurzem Weg plötzlich der obere Rand aus dem Blick rückt und alles nur kein Ende der Schlucht, geschweige denn der Colorado an ihrem Fuße in Sicht ist.

Zumindest wird hier klar, dass der Army-Leutnant Yves noch in einem anderen Punkt recht hatte, wenn er schrieb: „Vermutlich ist es die Absicht der Natur, dass der Großteil des einsamen und majestätischen Flusses Colorado für immer unbedacht und ungestört bleibt.“

GratwanderungWährend der Mond schon über dem Nationalpark aufgeht, wirft die Sonne ihre letzten Strahlen des Tages auf die Felsformationen.

Dürres Death Valley

Salzige AngelegenheitDer Fußweg, der sich vom Parkplatz am Badwater Basin auf den Salzsee zieht, wird von Touristen täglich akribisch plattgewalzt.

Death Valley, Badwater Basin, Devil’s Golf Course, Devil’s Corn Field - klingt verheißungsvoll, nicht? Totes Tal, schlechtes Wasser, irgendwas mit Teufel (Namen mit „Devil“ fanden offenbar schon frühe Marketingstrategen in den USA im Zusammenhang mit „Tod“ unglaublich originell) klingt auch irgendwie… naja, trocken eben.

Tot wirkt es im Death Valley allerdings nicht so richtig, was vor allem an den dutzenden Touristen liegt, die sich, wie wir, durch die Wüste schieben. Folgt man diesen Strömen von Las Vegas kommend über den Zabriskie-Point hinein ins Badwater Basin zum tiefsten Punkt des Tales, 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel, ist der Nationalpark doch sehr belebt.

Dort unten legt sich die Luft über den grell weißen Salzflächen wie Schlieren vor die Augen. Für einen Moment fühlt es sich an wie eine Fatamorgana, aber zum Glück eben nur für einen Moment. Oder doch nicht? Na gut, kein Geier über unseren Köpfen. Wird schon passen.

Kantige AngelegenheitSo abgewetzt wie auf dem platt getretenen Fußweg ins Badwater Basin sehen die Salzseen bei genauerem Hinsehen dann doch nicht aus.

Aber ja: es ist heiß. Selbst bei unserem Besuch im April waren es dort unten knapp 40 Grad. Da ergibt das amerikanische Prinzip, mit dem Auto bis direkt vor die Sehenswürdigkeit zu fahren, ausnahmsweise mal Sinn.

Neben staubtrockenen Ebenen mit imposanten Gesteinsformationen findet sich hier auch gelbes, rotes und grünes Gestein auf dem Artist Drive. Die Vielfalt der Ödnis hat immer wieder Filmproduzenten aus Hollywood angelockt - egal ob für Western mit John Wayne oder Star Wars.

Artist DriveDer kurze Abstecher über den Artist Drive zeigt dass das Death Valley mehr als nur ocker kann.

Wer aber meint, längere Wanderungen über Stein, Sand und Salz zu unternehmen, sollte laut Nationalparkempfehlung mindestens eine Gallone, also knapp vier Liter Wasser, einrechnen - pro Nase wohlgemerkt.

Der Name „Death Valley“ kommt - der Legende nach - jedenfalls nicht von ungefähr. 1849 soll sich eine Reisegruppe mit Planwagen auf der Suche nach einer Abkürzung in die dürre Ebene begeben und verirrt haben. Je nachdem wem man zuhört und wo man liest, sind aus der Reisegruppe eine bis mehr als ein Dutzend Personen gestorben. Vom Rest, der einen Weg hinaus gefunden hat, soll eine Person zum Abschied noch „Mach’s gut, Tal des Todes“ gerufen haben - daher der Name. Nett, nicht?

Ein gewisses Planwagen-Verbot gibt es übrigens bis heute: Wer den Südwesten zwischen Mitte Mai und Mitte September mit einem gemieteten Wohnmobil durchqueren will, sollte einen großen Bogen um den Nationalpark machen. Bei den meisten großen Vermietern ist der Trip ins Death Valley dann verboten. Wer es doch wagt und den Camper in die Grätsche zwingt, bekommt vielleicht auch Geier zu sehen.

Tot? Von wegenAuch im Death Valley gibt es Leben. Man muss nur genauer hinschauen.

Übertriebene Warnung übervorsichtiger Amerikaner? Nicht wirklich. Als wir nachts noch durch das dann gottverlassene Tal zur nächsten Unterkunft fuhren, kamen wir tatsächlich an einem liegengebliebenen Camper vorbei. Und das kann mitten in einem Nationalpark von 14.000 Quadratkilometern - fast so groß wie Thüringen - dann schon einsam werden.

Und manchmal kommt das Beste eben wirklich zum Schluss, na gut, fast zum Schluss: Der Sonnenuntergang an den Sanddünen der Mesquite Ebene (Mesquite Flat Sand Dunes). Als hätte da gerade ein riesiger LKW seine Ladung verloren, liegt inmitten von Stein und Salz plötzlich diese riesige Sandfläche. Die Dünen türmen sich sogar bis zu 30 Meter in die Höhe. Hier scheint alles im Fluss, wenn die Schatten des Lichts immer länger und umwundener werden. Und weil der Wind die Form des Sands ständig ändert, ist das Schauspiel eines der wenigen, die tatsächlich an jedem Abend einzigartig sind.

Sandmann-ParadiesDie Mesquite Flat Sand Dunes im Abendlicht.

B wie Bryce Canyon

Queens-Garden-TrailDie warmen Farben des Felses, die Pinien - wer würde schon vermuten, dass der Park auf 2400 bis 2700 Metern liegt?

Alleine der Name transportiert schon etwas Mystisches: "Hoodoos" heißen die schlanken, spitzen Gesteinspyramiden, die im Bryce Canyon Nationalpark zu tausenden dicht an dicht stehen. Manch einer behauptet, die Felsformationen ähnelten Wächtern. Wer ganz viel Fantasie hat - oder wahlweise etwas sehschwach ist - , kann darin vielleicht sogar eine natürliche Version der Terrakotta-Armee ausmachen, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass diese Armee der Felspyramiden kein Mausoleum für einen chinesischen Kaiser ist.


Die Hoodoos des Bryce Canyon befinden sich weit von China entfernt, im Südwesten des US-Bundesstaats Utah. Deren Name klingt übrigens nicht nur mystisch, in ihm schwingt auch etwas Unheilvolles mit: Ins Deutsche übersetzt heißt "hoodoo" so viel wie "Unglücksbringer". Ein bisschen was könnte da auch dran sein: Weil Wind und Wetter die Sandsteinformationen permanent abschleift, kann es durchaus passieren, dass die ein oder andere kegelförmige Spitze einmal abbricht.

NadelmeerAm Einstieg des Navajo-Loop-Trail sehen die Felspyramiden noch wie harmlose Steinspitzen aus.

Von oben sehen die Gesteinspyramiden noch aus wie ein Meer aus Nadelspitzen. Wer jedoch über den Navajo Loop Trail vom Sunset Point aus in Serpentinen in die Felslandschaft hineinwandert, wird schon bald von den orange leuchtenden Felswänden überwältigt, die es auch mit Hochhäusern aufnehmen könnten. Nicht umsonst trägt eine besonders enge Stelle des Trails den Namen "Wall Street", angelehnt an die engen Felsschluchten an der Südspitze Manhattan. Leider war diese bei unserem Besuch gesperrt.

Steilwände wie ScheuklappenDer teils steile Navajo-Loop-Trail verläuft teils in Serpentinen durch die Felswände.

Wer den Nationalpark besucht, sollte sich von der warmen Farbe des Feldes besser nicht täuschen lassen, zumindest was all jene Touristen betrifft, die im Frühjahr oder Herbst kommen. Es ist bei weitem nicht so heiß, wie es scheint. Der Bryce Canyon Nationalpark liegt auf 2400 bis 2700 Metern Höhe. Entsprechend kühl wird es nachts. Bei unserem Besuch Mitte April lag vereinzelt noch Schnee, nachts lag die Temperatur unter dem Gefrierpunkt. Das macht übrigens auch das Packen für eine Südwest-USA-Rundreise so schwierig: Selbst im April muss man klamottentechnisch noch auf alles von Minusgraden bis jenseits der 30 Grad (Death Valley) eingestellt sein. Wir haben der schweren Winterjacke im Koffer übrigens das klassische Zwiebelprinzip vorgezogen - nein, kein Sack Zwiebeln im Koffer.

Der Garten der KöniginDer "Queens-Garden-Trail"schlängelt sich durch die Hoodoos hindurch.

Am Bryce Canyon wurde uns vielleicht stärker als an anderen Orten der riesige Nachteil eines Roadtrips bewusst: Die kurze Aufenthaltsdauer. Genau genommen hatten wir für diesen Park nur etwas mehr als einen halben Tag Zeit, die Nacht eingerechnet: Am späten Nachmittag angekommen, Wanderung über den Navajo-Loop-/Queens-Garden-Trail und noch eine kurze Stippvisite am Morgen, bevor es weiterging. Dabei zählt der Bryce als einer der besten Spots für Sternenfotografie in den USA. Kurz vor dem Sonnenuntergang zog sich die Wolkendecke zu. Wir müssen also noch einmal zurück.

BuntDie farblichen Kontrasten prägen den Bryce Canyon Nationalpark.

Von A wie Arches bis Z wie Zion

Landscape ArchDer Felsbogen kommt auf eine Spannweite von 88,4 Metern, was ihn zum längsten seiner Art macht. In den vergangenen Jahren bröckelten große Stücke aus dem Bogen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er einstürzt.

Vor der nächsten Reise ist ja bekanntlich nach der letzten Reise. Und spätestens vor der nächsten Reise wird es Zeit für ein bisschen Nachlese nach der letzten Reise. Und die, also die letzte, liegt nun schon wieder genau ein Jahr zurück. Es wird also höchste Zeit.

Damit meine Fotos auf meinen Festplatten nicht nur schnöde digital vor sich hinvegetieren, möchte ich etappenweise einige zur Schau stellen. Etappenweise trifft es ganz gut, denn die Reise zog sich über viele Etappen: Es war ein Roadtrip über 23 Tage und 5000 Kilometer quer durch den Südwesten der USA.

Weil hier nicht unsere Route sondern die besuchten Orte im Fokus stehen, versuche ich mit einer losen alphabetischen Reihenfolge Ordnung ins Reisechaos zu bringen. Da der Arches Nationalpark im Bundesstaat Utah mit einem "A" beginnt, gebührt ihm der Auftakt.


Als wir dort ankamen waren wir schon eine Weile in den USA unterwegs und alle Amerikaner warnten uns: Wir hätten so ziemlich das ungünstige Wochenende des Jahres getroffen um nach Moab, gewissermaßen das Basecamp des Parks, zu fahren. Schließlich sollte genau dann die Jeep Safari stattfinden. Einmal im Jahr, an Ostern, pilgern Jeep-Fahrer aus ganz Amerika in den 5000-Einwohner-Ort, um mit ihren Geländegefährten über die roten Felsen der Gegend zu brettern.

Tatsächlich waren Jeeps und andere ATVs omnipräsent. Wer nicht mindestens mit hochgelegter Karosse ankommt, fällt aus dem Raster. Wie praktisch, dass wir auch einen Jeep hatten - wenn auch die eher städtische Variante, den Compass, den wir dann lieber doch nicht über die Felshügel gejagt haben.

Höher- statt tieferlegenMoab wimmelt während der "Jeep Safari" nur so von geländegängigen Fahrzeugen. (Im Bild: Nicht unser Mietwagen.)

Die Amerikaner haben jedenfalls nicht Recht behalten. Es war so ziemlich das beste Wochenende, um in den Arches Nationalpark zu fahren. Schließlich waren gefühlt sämtliche Camping-Plätze und ein Großteil der Hotelzimmer von Teilnehmern der Jeep Safari reserviert. Die uns vorausgesagten Staus am Parkeingang gab es nicht und der Park war angenehm leer im Vergleich zu dem, was uns vorausgesagt wurde.

Arches am AbendHinter dem roten Gestein des Arches Nationalpark lugen die schneebedeckten La Sal Mountains hervor.

Seinen Namen hat der Park wegen seiner dutzenden spektakulären Felsbögen bekommen - "arch" heißt ins Deutsche übersetzt "Bogen". Nicht minder spektakulär sind übrigens die Wanderrouten zu den "Arches", wie etwa über die Felsrücken des "Devil's Garden" zum "Double-O-Arch". Das setzt natürlich voraus, dass man nicht nur die Felsbögen ansteuert, die die Amerikaner mit einem eigenen Parkplatz ausgestattet haben.

Die Bögen entstehen übrigens durch Erosion, die langsam aber sicher die Gesteinsschichten der Felsrücken aushöhlen bis ein Loch und schließlich die Arches entstehen. Der Prozess schreitet natürlich auch bei den bestehenden Bögen immer weiter voran. Früher oder später werden sie einstürzen. Beim "Landscape Arch", der eingangs des Posts zu sehen ist, vermutlich früher als später. Die letzten großen Felsabbrüche hat es dort offenbar Mitte der 1990er Jahre gegeben. Der "Double-O-Arch" sieht da noch etwas langlebiger aus.

Double-O-ArchDer Weg zu diesem Doppel-Bogen und zurück führt gut 6,6 Kilometer über und zwischen die Felsrücken des "Devil's Garden" hindurch.

Die Tatsache, dass der Park - vermutlich - ungewöhnlich leer war, schützt natürlich nicht vor organisatorischen Pannen. Am ersten (von zwei) Abenden hatten wir den Sonnenuntergang am Delicate Arch geplant, dem wohl bekanntesten Felsbogen des Parks, schließlich ziert er das Nummernschild Utahs.

Auf dem Weg dorthin hatten wir, wie so oft, den ein oder anderen Stopp zu viel eingelegt und selbst eine kleine Joggingeinheit brachte uns neben so manch irritiertem Blick nichts mehr ein. Naja, was soll's. Abendessen verlängert und auf die Nacht gewartet. Dann eben ein Sternenfoto.

Frankfurts goldene Seite

Europäische ZentralbankKoloss im Frankfurter Osten

Egal ob man sie nun liebt oder hasst, die Europäische Zentralbank (EZB) ist mächtig - sowohl als Institution als auch ihre bloße Erscheinung in der Frankfurter Skyline. Okay, was die Hochhauslandschaft angeht ist sie weniger mittendrin als vielmehr dabei, denn sie steht im Ostend ein gutes Stück von den Bankentürmen im Zentrum entfernt (was übrigens bewusst gewählt wurde, um neben der vorgeschriebenen institutionellen Distanz zu den Geschäftsbanken auch eine gewisse räumliche Distanz zu schaffen).

Aber was sind schon zwei Kilometer Entfernung bei Kolossen dieser Art - jedenfalls nicht genug, um sie nicht gemeinsam auf ein Foto zu kriegen, das ich eigentlich schon längst geschossen haben wollte. Die Rückkehr der Sonne und ein freier Tag nach dem Superbowl haben es nun möglich gemacht. Entstanden ist das Foto ein paar Minuten vor Sonnenuntergang, gegen fünf, von der Osthafenbrücke.

Als Rausschmeißer noch ein paar Fakten: Genau genommen besteht der Bau der EZB aus zwei Türmen, die über Ebenen im Inneren verbunden sind. Hinzu kommt noch ein dritter Teil, die ehemalige Großmarkthalle, die beim Bau integriert werden musste. Gekostet hat der 201 Meter hohe Brocken übrigens schlanke 1,2 Milliarden Euro. Der höchste Wolkenkratzer der Skyline, der Commerzbankturm, der - inklusive Antenne - fast 100 Meter höher ragt wurde 2016 übrigens verkauft - für die Hälfte. Aber gut, der ist mit Baujahr 1997 eben auch 18 Jahre älter.

Mainblick mit SkylineDie Osthafenbrücke bietet einen hervorragenden Blick. Ein Geheimtipp ist das aber längst nicht mehr.
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Winter gesucht

Keine Ahnung ob es so etwas wie einen Frankfurter Winter gibt. Was ich meine, ist ein richtiger Winter, schön knackig kalt, mit viel Schnee und zugefrorenen Seen. Nicht dieses graue, nasse, monatelange Irgendetwas - wie auch immer man das hier bezeichnen soll. So ein trostloses Irgendetwas habe ich noch nie erlebt. Zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern und wenn ich so etwas doch schon einmal erlebt haben sollte, dann habe ich es erfolgreich verdrängt - was in so einem Fall ja auch nicht schadet.

Immerhin einen kleinen Lichtblick hat es vor zwei Wochen dann doch einmal gegeben und damit die Chance, meine neue Kamera einmal bei Sonnenschein auszuführen.

Lichtblick

Der Lohrberg am nördlichen Frankfurter Stadtrand bietet sich dafür hervorragend an. Die Mischung aus Wochenende und Sonne lockt natürlich dutzende Frankfurter von ihren Sofas, auch wenn das obige Foto, das etwas abseits entstand, nicht danach aussieht. Die Bänke im Lohrpark (auf dem Lohrberg, wer hätte das gedacht) sind aber wirklich ziemlich häufig besetzt. Warum auch nicht, hier liegt einem die Frankfurter Skyline zu Füßen - aber mehr dazu ein andermal.

Sonne tanken

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Mein Auto, meine Softbox und ich

SelfieBei so viel Aufwand bleibt auch noch ein bisschen Zeit für ein Porträt.

Mein Nachbar kann es gar nicht glauben. Verblüfft guckt er mich an: „20 Jahre? Da ist das Auto ja älter als du!“ Naja, nicht ganz. Vielleicht sind es die schäbig grauen Wände der Tiefgarage, die den goldenen A3 in ein besonders rechtes Licht rücken. Vielleicht hat mich das fahle Licht auch so jung aussehen lassen. Vielleicht braucht mein Nachbar einen guten Optiker. Vielleicht war er aber auch einfach nur überrascht.

Letzteres war er sowieso. Bislang hatte in unserer Tiefgarage noch keiner sein Auto mit Softbox fotografiert, schon gar nicht nachts unter der Woche. Wobei der Zeitpunkt aus rein praktischen Gründen gewählt war: Alle sind zuhause, keiner will aus- oder einparken und so konnte ich mich nach Belieben in der Durchfahrt breit machen.

LichtmacherOhne externe Lichtquelle - hier der Blitz mit Softbox - wäre die Aufnahme undenkbar.

Und ein bisschen war es eigentlich auch deshalb, damit mich keiner sieht. Muss ja nicht jeder meine ersten Versuche in der Produkt-/Autofotografie mitbekommen. Nachdem ich nun endlich in eine Softbox investiert habe, habe ich aber noch ein Projekt gebraucht. Und der gut eine Tonne schlanke Koloss in der Tiefgarage kam mir da gerade recht.

Die erste Lektion, die ich ziemlich schnell gelernt habe: Perfekt ausgeleuchtete Autofotos sind toll anzusehen, aber ganz sicher nicht ganz einfach selbst gemacht. Die zweite Lektion: So ein Bild benötig sehr viel Liebe und Zuneigung, bis es einmal fertig ist.

BoxenstoppKurz vor dem Foto hatte der A3 noch die Winterschuhe an. Sähe auf dem Foto aber blöd aus. Also schnell noch gewechselt.

Und es braucht Zeit. Da ich in diesem Bereich der Fotografie noch Anfänger bin, kann man das eigentlich nicht vergleichen, aber vielleicht interessiert es ja doch den einen oder anderen: Allein mit dem Shooting und der richtigen Ausleuchtung habe ich etwa anderthalb bis zwei Stunden zugebracht. Letztlich dürfte das aber auch daran liegen, dass meine Assistentin nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Metall und Plastik sind - Stativ und Fernauslöser.

Der wesentlich zeitfressendere Teil kommt aber erst danach, in Photoshop. So ungefähr fünf Stunden dürfte ich gebraucht haben, bis ich ein für mich annehmbares Ergebnis gebastelt habe. Die Ebenenliste zählt am Ende 24 Bilder, die mal mehr, mal weniger Anteil am Gesamtbild haben.

Es werde LichtErst in Photoshop werden die verschiedenen Belichtungen zusammengefügt.

Mir ist bewusst, dass die Fotos nicht perfekt sind. Wenn ich sie mir anschaue, erkenne ich zahlreiche Problemzonen. Aber am Ende kann ich damit für einen allerersten Versuch durchaus leben. Seine wichtigste Aufgabe hat der nächtliche Ausflug in die Tiefgarage jedenfalls erfüllt: Ich weiß, wo ich bei künftigen Bildern in der Ausleuchtung und in der Photoshop-Bearbeitung noch nachbessern muss.

Aber solange der A3 noch so jung aussieht, muss ich nicht zum Photoshop-Zauberer werden. Und wenn mich mein Nachbar auch in zehn Jahren noch für unter 20 hält, ist auch bei mir noch nicht alles verloren. 

GoldklumpenDas Gestänge der Sofabox hat so seine Tücken, wie an dem ein oder anderen Schatten noch zu erkennen ist.
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Aschaffenburger Ambiente

EisbrecherDas Aschaffenburger Schloss Johannisburg im Sonnenaufgang. Die Eisschollen auf dem Main reiben knirschend aneinander.

Keine Frage: Sonnenaufgänge strahlen einen unglaublichen Reiz aus. Wäre da nur nicht das frühe Aufstehen. Gerade an Wochenenden hält sich der Spaßfaktor dabei in Grenzen. Aber hey, wie wir wissen belohnt uns dann nicht nur die tolle Stimmung. Schließlich soll es sowieso viel gesünder sein, am Wochenende nicht auszuschlafen, wie Forscher von der Universität Pittsburgh festgestellt haben. Also Wecker stellen, zusammenreißen und los geht's.

Der Schein trügtDas Schilf im Sonnenlicht erinnert an einen warmen Sommerabend. In Wahrheit war es ein kalter Wintermorgen.

Wie mir die jüngste Tour einmal mehr gezeigt hat, lohnt es sich allerdings, nicht nur schon am Vorabend zu planen, wohin es gehen soll, sondern auch ausreichend Zeitpuffer einzuplanen. Warum? Erstens hatte sich mein im Netz herausgepickter Spot als völlig ungeeignet erwiesen, weil das Motiv - das Schloss Johannisburg in Aschaffenburg - von Bäumen und Sträuchern völlig verdeckt war.

Zweitens passieren einfach Dinge, die nicht eingeplant sind. So wie an diesem Tag. Kaum hatte ich das Auto geparkt, steht auch schon die Polizeistreife am Fenster. Die beiden Polizisten konnten anfangs gar nicht glauben, dass ein noch-junger Mensch wie ich, sich am Wochenende aus dem Bett quält, nur um einen Sonnenaufgang zu fotografieren. Und das auch noch bei zwölf Grad minus. Mein Fotorucksack und das Stativ haben sie dann doch vom Gegenteil überzeugt.

Spieglein, Spieglein...Im Eiswasser spiegelt sich die Fassade des Schloss Johannisburg.

Weil es morgens so schön war und ich meine Sonnenuntergänge zu dieser Jahreszeit in der Regel im Büro verbringe, ging es dann am Abend noch einmal von meinem hessischen Wohnort Richtung Bayern. So kann ich euch immerhin zeigen, was sich wirklich hinter der Silhouette des Sonnenaufgangsfotos verbirgt. Die untergehende Sonne verbreitete sogar noch einen Hauch von Savanne. Von den eisigen Temperaturen mal abgesehen.

Ein Hauch von Afrika...... der aber schon beim Anblick der Bäume verfliegt.
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Pfoten im Schnee

Nanu?Ein Stock und eine menschliche Wurfschleuder - mehr braucht es nicht, um Woti glücklich zu machen.

Neujahrsvorsätze sind im Grunde ja ziemlich Neunziger, vielleicht auch Achtziger oder noch älter. Ziemlich altbacken jedenfalls. Trotzdem habe ich mir ausnahmsweise auch mal etwas vorgenommen: Endlich wieder mehr Zeit für das Fotografieren nehmen - und endlich wieder regelmäßig meine Webseite mit ein paar Notizen bestücken. Auf ein frohes Neues also!

DurchhängerNicht alles in der Natur freut sich über Schnee und Frost.

Im Grunde ist es ja zum Zwecke der Selbsthilfe: Fotografieren trägt zu meinem persönlichen Seelenfrieden bei. Was noch hilft: Periodische Auszeiten von den sozialen Medien, Winter und Hunde. Und siehe da: Pünktlich zum Start von 2017 kam alles zusammen - ein paar Tage Urlaub, Besuch bei Familie und meinem vierpfötigen Model Woti in der Heimat und dann auch noch kräftige Schneefälle. Besser hätte es nicht laufen können. 

Zugriff!Der Stock hatte keine Chance.

Während Woti der Sommerhitze noch nie etwas abgewinnen konnte, kommt er bei Minusgraden erst richtig auf Touren. Trotz seines weisen Alters jagt er noch immer jedem Stock oder Ball nach. Gemäß der groben Faustformel ein Hundejahr gleich sieben Menschenjahre gerechnet, ist er schon seit knapp 20 Jahren verrentet. Vorausgesetzt, er konnte noch mit 60 in den Ruhestand eintreten. Dank des erhöhten Renteneintrittsalters und der ausschließlichen Akzeptanz tatsächlicher Menschenjahre statt hypothetischer Hundejahreshochrechnungen bezieht er derzeit aber kein Geld vom Staat. Sei's drum. Bock auf Rente hat Woti sowieso nicht. Seiner angeborenen Bestimmung - Schafe hüten - kann er sich nicht erwehren.

Can't touch this!Ein Ball zwischen den Pfoten, entschlossener Blick in die Kamera - besser hätte es auch Oliver Kahn für's Mannschaftsfoto nicht hinbekommen.

Mit seinem Schneegestöber ist Woti den meisten Deutschen übrigens jetzt schon weit voraus. Während andere noch drüber nachdenken, wie sie den Klassiker der Neujahrsvorsätze - endlich mehr Sport machen - am besten umsetzen, hat er schon längst geliefert. Bleibt zu hoffen, das sein Teilzeitherrchen ähnlich beharrlich bleibt.

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Die Totems der Industrie

HolzblickVon der Halde Haniel erstreckt sich der Blick auf das Kraftwerk Walsum in Duisburg.

So abwegig die Idee am Anfang erscheinen mag, liegt die Verbindung doch viel näher, als man denkt: Totems und das Ruhrgebiet, das passt schon zusammen. Indianer findet man hier zwar nicht, auch sind mir keinerlei historische Spuren der Ureinwohner Amerikas im Umkreis von Bottrop bekannt. Doch wie ihre Vorbilder erinnern die Holzpfähle der Halde Haniel an eine Kultur, die heute größtenteils aus unserer Gesellschaft verschwunden ist. In diesem Falle eine Kultur der Arbeiter, erschaffen aus Kohle, Schweiß - und Holz.

Kunst meets Kohle105 Bahnschwellen wurden vom baskischen Künstler Augustín Ibarrola zu Totems der Industriekultur.

Neben dem Tiger and Turtle von Duisburg gehört diese Halde für mich zu den absolut sehenswerten. Das liegt vor allem am Äußeren: dem Kontrast zwischen buntem Holz und schwarz-grauem Abraum. 105 dieser Holzpfähle stehen auf dem "Gipfel". Allesamt teilt sie ihre Herkunft als ehemalige Bahnschwellen. Doch der baskische Künstler Agustín Ibarrola hat sie alle unterschiedlich bearbeitet, 2002 hier schließlich in den Boden gerammt. Damit wollte er die scheinbaren Gegensätze von Industrie und Natur zusammenführen. Das Ergebnis schreit geradezu nach Aufmerksamkeit.

IndustrieblickBlick von der Halde Haniel Richtung Oberhausen und Duisburg.

Netterweise bietet sich von der Halde schon aus ihrer Entstehung heraus - letztlich handelt es sich ja um nicht mehr und nicht weniger als einen aufgeschütteten Hügel - ein hübscher Blick auf das Ruhrgebiet, dass in sich ja eher das Relief eines Bügelbretts besitzt. Wie auch schon beim Tiger and Turtle, lenkt der Blick doch ganz gut ab von den post-florierten Stadtkernen der angrenzenden Orte. Bottrop, meine Perle bist und wirst du wohl nicht mehr.

SchuftenDie Silhouette der Halde vor der Silhouette des Kraftwerks Walsum.

Zurück zu den Totems und ihrer Symbolkraft. Dass dieses Denkmal der Industriekultur ausgerechnet hier steht, entbehrt nicht gerade einer gewissen Ironie. Denn zu den Haldenfüßen liegt das letzte aktive Steinkohlebergwerk Deutschlands, die Zeche Prosper Daniel. Noch. Denn 2018 wird auch hier der letzte Bergmann den Schacht schließen. Der Blick vom Gipfel hinunter auf das Gipfelkreuz offenbart da schon eine gewisse Vorahnung.

VorboteZu Ehren des Besuchs von Papst Johannes Paul II. wurde 1987 ein Kreuz errichtet. Heute wirkt das Gipfelkreuz wie ein vorgezogenes Mahnmal. Im Hintergrund ist das Gasometer Oberhausen zu sehen.
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Treffen sich ein Tiger und eine Schildkröte...

Achterbahn? Schlange? Nein, Tiger und Schildkröte.

Was für ein bescheuerter Name. Punkt. Da gibt es nichts zu diskutieren. „Tiger & Turtle“. Was hat dieses hochmoderne Gebilde bitte mit Tigern und Schildkröten zu tun? Oder habe ich etwas verpasst? Sind Tiger und Schildkröten neuerdings die Wappentiere von Duisburg? Zog einst ein ehrenhafter Ritter aus dem Siebengebirge ins präindustrielle Ruhrgebiet, um die verängstigten Bauern in einer legendären Schlacht von einer Tigerplage zu befreien? Und was haben damals eigentlich die Schildkröten gemacht?

Let the looping begin.

Nein, das alles hat nichts mit dem Namen zu tun. Schade eigentlich. Die offizielle Erklärung kommt – für meine Begriffe jedenfalls – reichlich gekünstelt daher. Man braucht außerdem sehr viel Fantasie. Denn auf den Betrachter soll die Skulptur wie ein Tiger wirken. So sehen es zumindest die Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth. Und weil die Besucher die Skulptur nur langsam wie eine Schildkröte begehen, komplettiert sich der Name – Tiger & Turtle.

Bunt statt grau. Ruhrpott heute.

Auf mich wirkt die Skulptur wie eine Achterbahn. Punkt. Und die ist gut so, wie sie ist. Denn das Konstrukt aus Zink und Stahl, das auf der Duisburger Heinrich-Hildebrand-Höhe thront, gehört definitiv zu den sehenswerten Haldenskulpturen im Ruhrgebiet. Nicht nur weil das starre Metall so schön verschlungen und flüssig wirkt. Jetzt im Herbst bietet das 20 Meter hohe Kunstwerk einen fantastischen Blick über das westliche Ruhrgebiet. Die orange, grün, gelb schillernden Bäume beweisen mir einmal mehr, dass der Pott gar nicht so grau ist, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe.

Kurz bevor sich Tiger und Turtle gute Nacht
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Den Bullen bei den Eiern packen

Udo Jürgens habe ich schon vor sieben Jahren verlassen. Damals, Ende Januar 2008, verschlug es mich zum ersten Mal in meinem Leben nach New York. Jürgens' Klassiker von „Ich war noch niemals in New York“ musste, konnte, durfte ich von da an nicht mehr aus voller Überzeugung mitträllern. Aber nun gut. Sicher ist sicher. Deswegen setzten wir den Ausgangspunkt der USA-Ostküsten-Tour 2015 nach New York.

Ein Klassiker: Der Blick von Liberty Island auf Lower Manhattan.

Nun gibt es zwar viele Skylines auf der ganzen Welt. Aber eigentlich doch nur diese eine. Manhattan. Das toppt einfach keine andere Stadt. Zumindest keine von denen, die mir bislang vor die Linse gekommen sind. Einer der schönsten Blicke bietet sich über den Hudson River von Liberty Island aus. Hier im Süden der Stadt dominiert heute das One World Trade Center das Panorama, weiter oben im Norden das Empire State. Ach ja, da wären schließlich noch so Kleinigkeiten wie die Brooklyn Bridge, der Times Square oder die vielen Piers entlang des Wassers.

Grell, laut und ständig im Wandel: Der Times Square.

Absolut umwerfend präsentiert sich das alles auf einer Bootsfahrt um die Insel. Besonders zum Sonnenuntergang. Warmes Licht trifft auf vermeintlich kalten grauen Stahlbeton.
Wenn dann die Sonne auch noch genau hinter der Freiheitsstatue untergeht, kann der Auftakt der Reise gar nicht besser gelingen.

Lady Liberty im Sonnenuntergang.

Übrigens: Zu einer der augenscheinlich populärsten Sehenswürdigkeiten hat sich der Börsenbulle hervorgehoben. Massen drängen sich um das Tier, in vier, fünf, sechs Reihen. Ein Foto am Kopf zu bekommen, verkommt zur Halbtagesaufgabe – weswegen es hier jetzt auch keines gibt. Vielen anderen Touristen graust die lange Wartezeit übrigens auch. Statt das Tier bei den Hörnern zu fassen, pirschen sie sich eben von hinten an ihn ran. Fürs Foto packen Sie ihn dann eben bei den Eiern. Lassen wir es beim Kopfkino.

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