Auf den Spuren von John Wayne

Wild West RomantikSonnenaufgang über dem Monument Valley.

Für unseren Navajo-Guide muss es ein netter Spaß kurz vor Feierabend gewesen sein. Zwei reittechnisch völlig unbedarfte Touristen aus Deutschland, die eine Pferdemähne bislang nur von unten sahen, wollten schließlich un- und umfallfrei durch das Monument Valley geleitet werden. Auf dem Pferderücken in gefühlt zwei Meter Höhe. Aber hey: Auf der Internetseite stand schließlich, dass der Ritt auch für Anfänger geeignet sei. Also rauf auf den Gaul und los geht’s. Hüa!

Die ersten Meter fühlen sich überraschend gut an. Das Pferd spricht offenbar kein Deutsch. "Hüa" hat es zumindest nicht als Aufforderung für Tempo verstanden – wahrscheinlich besser so. Gemächlich schreiten wir zu dritt durch den roten Wüstensand. Von den Hufen der Pferde wirbelt Staub auf. Unser Guide reitet voraus. Wir müssen nicht viel tun, außer die Zügel zu halten – unsere Pferde folgen fast blind.


So genießen wir den Blick vom Pferd auf die wohl ikonischste aller Wild-West-Landschaften: Das im Abendlicht kräftig rot leuchtende Monument Valley. John Ford kommt einem in den Sinn. Der vermeintlich berühmteste aller Western-Regisseure hat hier zehn Filme gedreht. Nach ihm ist sogar ein Aussichtspunkt benannte, der John Ford’s Point.

Der Cowboy-Sattel wirkt zwar schon nach der ersten halben Stunde hart, aber noch ist es ganz komfortabel. Auf die Frage, ob es hier denn nicht Klapperschlagen gebe, gibt unser Guide gern Auskunft: Doch, doch, die gibt es hier schon. Nur jetzt - es war April - schliefen sie noch. Wir wissen nicht ob letzteres stimmt, glauben ihm aber gern. Nicht zuletzt, da er erzählt, dass manches Pferd doch äußerst nervös auf ein unerwartetes Blind Date mit einer Klapperschlange reagiert. Ja, manches buckelt dann auch schon mal. Hoffentlich nicht heute.

Der Profi und seine SchattenDie Abendsonne wirft lange Schatten fast bis zum East Mitten Butte.

Zugegeben: Man fühlt sich schon ein bisschen erhaben auf so einem Pferd. Das kommt wahrscheinlich von der exponierten Sitzhöhe – und vermutlich liegt es auch an der Umgebung und unserer unverhofften Privattour. Wir sind die einzigen Teilnehmer auf dem Ausritt. Während andere im Auto über den Monument Valley Scenic Drive holpern, umkurven wir den East Mitten Butte in völliger Stille auf dem Pferderücken, während die Sonne am Horizont langsam verschwindet.

Wohl auch weil wir allein sind, und vielleicht auch weil sich unser Guide ein wenig amüsieren wollte, schlägt er vor, es doch auch einmal mit einem Galopp zu probieren. Leicht übermütig willige ich ein. Was soll schon schief gehen. Damit es vorwärts geht, müsse ich dem Pferd in die Flanken treten, rät der Navajo. Für ihn ist Reiten seit Kindergarten das natürlichste der Welt. Der hat leicht reden. Meine ganz offensichtlich zu zaghaften ersten Versuche kratzen das Pferd kein Stück. Wir stehen, wo wir stehen.

CowgirlSpätestens vor der Kulisse des West Mitten Butte (links) und dem Merrick Butte fühlen wir uns ein bisschen wie im Western - nur ohne Colts.

Irgendwann will es dann doch, wie ich will – zumindest ein bisschen. Das Pferd fängt an zu traben, spürbar schneller als noch im Konvoi. Von einem Galopp bin ich gefühlt aber so weit entfernt wie ein Hobby-Sprinter von Usain Bolt. Nach ein paar dutzend Metern wird es dem Pferd zu blöd. Wir drehen ab.

Wir befinden uns auf dem Rückweg. Das wissen auch die Pferde. Etwas flotter als noch zu Beginn des Ritts schreiten sie durch das dürre Gestrüpp der Wüste. Die Aussicht auf Wasser und Futter lockt. Weil sie sowieso wissen, wo es hingeht, darf nun auch ich die Gruppe anführen. Oder anders ausgedrückt: mein Pferd.

Zurück an der Station, zurück auf zwei Beinen, fühlen wir uns trotzdem ein bisschen wie John Wayne. Die Pferde haben zwar eindeutig einen eigenen Willen. Doch wir haben sie durch das „wilde“ Monument Valley gesteuert. Und zwar souverän, aber sowas von. Wir gehen mit guten Gefühl und dem Wissen, dass die Erinnerungen an diesen Ausritt für immer unvergesslich bleiben – die Schmerzen im Gesäß nur wenige Tage.

WasserbarDie Pferde zieht es nach dem Ritt an die Tränke.