Dürres Death Valley

Salzige AngelegenheitDer Fußweg, der sich vom Parkplatz am Badwater Basin auf den Salzsee zieht, wird von Touristen täglich akribisch plattgewalzt.

Death Valley, Badwater Basin, Devil’s Golf Course, Devil’s Corn Field - klingt verheißungsvoll, nicht? Totes Tal, schlechtes Wasser, irgendwas mit Teufel (Namen mit „Devil“ fanden offenbar schon frühe Marketingstrategen in den USA im Zusammenhang mit „Tod“ unglaublich originell) klingt auch irgendwie… naja, trocken eben.

Tot wirkt es im Death Valley allerdings nicht so richtig, was vor allem an den dutzenden Touristen liegt, die sich, wie wir, durch die Wüste schieben. Folgt man diesen Strömen von Las Vegas kommend über den Zabriskie-Point hinein ins Badwater Basin zum tiefsten Punkt des Tales, 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel, ist der Nationalpark doch sehr belebt.

Dort unten legt sich die Luft über den grell weißen Salzflächen wie Schlieren vor die Augen. Für einen Moment fühlt es sich an wie eine Fatamorgana, aber zum Glück eben nur für einen Moment. Oder doch nicht? Na gut, kein Geier über unseren Köpfen. Wird schon passen.

Kantige AngelegenheitSo abgewetzt wie auf dem platt getretenen Fußweg ins Badwater Basin sehen die Salzseen bei genauerem Hinsehen dann doch nicht aus.

Aber ja: es ist heiß. Selbst bei unserem Besuch im April waren es dort unten knapp 40 Grad. Da ergibt das amerikanische Prinzip, mit dem Auto bis direkt vor die Sehenswürdigkeit zu fahren, ausnahmsweise mal Sinn.

Neben staubtrockenen Ebenen mit imposanten Gesteinsformationen findet sich hier auch gelbes, rotes und grünes Gestein auf dem Artist Drive. Die Vielfalt der Ödnis hat immer wieder Filmproduzenten aus Hollywood angelockt - egal ob für Western mit John Wayne oder Star Wars.

Artist DriveDer kurze Abstecher über den Artist Drive zeigt dass das Death Valley mehr als nur ocker kann.

Wer aber meint, längere Wanderungen über Stein, Sand und Salz zu unternehmen, sollte laut Nationalparkempfehlung mindestens eine Gallone, also knapp vier Liter Wasser, einrechnen - pro Nase wohlgemerkt.

Der Name „Death Valley“ kommt - der Legende nach - jedenfalls nicht von ungefähr. 1849 soll sich eine Reisegruppe mit Planwagen auf der Suche nach einer Abkürzung in die dürre Ebene begeben und verirrt haben. Je nachdem wem man zuhört und wo man liest, sind aus der Reisegruppe eine bis mehr als ein Dutzend Personen gestorben. Vom Rest, der einen Weg hinaus gefunden hat, soll eine Person zum Abschied noch „Mach’s gut, Tal des Todes“ gerufen haben - daher der Name. Nett, nicht?

Ein gewisses Planwagen-Verbot gibt es übrigens bis heute: Wer den Südwesten zwischen Mitte Mai und Mitte September mit einem gemieteten Wohnmobil durchqueren will, sollte einen großen Bogen um den Nationalpark machen. Bei den meisten großen Vermietern ist der Trip ins Death Valley dann verboten. Wer es doch wagt und den Camper in die Grätsche zwingt, bekommt vielleicht auch Geier zu sehen.

Tot? Von wegenAuch im Death Valley gibt es Leben. Man muss nur genauer hinschauen.

Übertriebene Warnung übervorsichtiger Amerikaner? Nicht wirklich. Als wir nachts noch durch das dann gottverlassene Tal zur nächsten Unterkunft fuhren, kamen wir tatsächlich an einem liegengebliebenen Camper vorbei. Und das kann mitten in einem Nationalpark von 14.000 Quadratkilometern - fast so groß wie Thüringen - dann schon einsam werden.

Und manchmal kommt das Beste eben wirklich zum Schluss, na gut, fast zum Schluss: Der Sonnenuntergang an den Sanddünen der Mesquite Ebene (Mesquite Flat Sand Dunes). Als hätte da gerade ein riesiger LKW seine Ladung verloren, liegt inmitten von Stein und Salz plötzlich diese riesige Sandfläche. Die Dünen türmen sich sogar bis zu 30 Meter in die Höhe. Hier scheint alles im Fluss, wenn die Schatten des Lichts immer länger und umwundener werden. Und weil der Wind die Form des Sands ständig ändert, ist das Schauspiel eines der wenigen, die tatsächlich an jedem Abend einzigartig sind.

Sandmann-ParadiesDie Mesquite Flat Sand Dunes im Abendlicht.