Wo der Bär seine Ohren hat

Fallen Roof RuinDie heruntergefallen Platten des Sandgesteins verliehen diesen alten Behausungen ihren Namen.

An jenem April-Tag könnten wir meinem Wunsch, eine Klapperschlange in freier Wildbahn zu beobachten, näher gewesen sein als es uns lieb ist. Als wir aus dem Road Canyon wieder Richtung Parkplatz aufsteigen, tappen wir durch knöchelhohes, dürres Gestrüpp. Einfach dem schmalen Pfad folgen. Aber warum biegt der hier jetzt rechts ab, müsste es nicht links weiter gehen? War der beim Abstieg auch schon so schmal? Wo genau ist er jetzt hin? Ähm. Wir haben uns verlaufen.

Aber von vorn: Nur selten begegnen wir Autos, als wir den Moki Dugway, eine staubige, Schotter-Passstraße erklimmen. Früher ratterten hier Trucks mit Uranerz durch die Serpentinen, heute ein paar einzelne Touristen, vor allem Einheimische. Die Straße führt auf das Cedar Mesa Plateau, das im Bears Ears National Monument liegt.

Das Naturschutzgebiet gehört zu jenen, die vor Donald Trump eigentlich keiner kannte: Nicht einmal ein Jahr, nachdem sein Amtsvorgänger Barack Obama das Gebiet zum National Monument ernannte, dampfte Trump die Fläche 2017 schon wieder um 85 Prozent ein, begleitet von zahlreichen Protesten der Navajo-Indianer. Ihnen wurde im Schutzgebiet Mitspracherecht versprochen.

Warum Bears Ears so interessant war? Nun ja, es könnte an den hunderten Uran-Förderstätten gelegen haben, die sich im Schutzgebiet befanden. Nach Trumps Schrumpfungs-Beschluss waren 300 Förderstätten plötzlich wieder außerhalb des National Monuments.

Neben Uran-Lagerstätten befindet sich hier besagter Road Canyon. Es gibt hier alte indianische Kornspeicher und Behausung im Fels, die ein bisschen an den Mesa Verde Nationalpark in Colorado erinnern, nur eben kleiner – und deutlich unbekannter. Was schön ist.

Moki DugwayDie staubige Serpentinenstraße überwindet auf fünf Kilometern mehr als 300 Höhenmeter.

Besonders die „Fallen Roof Ruin“, einem kleinen Ensemble alter indianischer Felsverschläge, hat es uns angetan. Nur ist die nicht so leicht zu finden. Ausgeschildert ist sie nicht. Der im Navi gespeicherte GPS-Standort führt uns eine staubige Dirt-Road entlang. Irgendwo müssen wir links in einen unscheinbaren Abzweig zu einem Parkplatz abbiegen.

Wie das mit unscheinbaren Abzweigen so ist: Wir rauschen vorbei, selbst in Schrittgeschwindigkeit. Am Ende haben wir ihn dann doch gefunden. Vom „Parkplatz“ – ein paar halbwegs schattigen Plätzen unter Gestrüpp – geht es hinab in den Road Canyon. Durch ein ausgedorrtes Flussbett, das wohl nur zu Sturzfluten Wasser führt, geht es in Richtung der alten Kornspeicher.

Dürres LandDurch ein trockenes Flussbett geht es in den Canyon.
WüstenpflanzeManche Blume findet selbst in der trockensten Gegend noch genügend Wasser.
Gut getarntWer nicht von den Felsbehausungen weiß, kann sie schnell übersehen.

Dann stehen sie da, die drei vermutlich jahrtausendalten Kornkammern, unter einen Überhang des Sandsteins gedrängt. Stumme und doch vielsagende weil außergewöhnlich gut erhaltene Zeugen längst vergangener Tage.

Auf dem Rückweg wurde uns zum Verhängnis, dass wir ein entscheidendes Detail in der Wegbeschreibung nicht allzu ernst genommen haben: Unbedingt die Stelle zum Übergang in das ausgedorrte Flussbett merken. Wieder mal amerikanische Übervorsicht, dachten wir. Kann ja nicht so schwer sein. Nun ja. Zwei Stunden später stehen wir auf der falschen Seite des Canyon-Randes. Wir sind falsch abgebogen. So viel zur deutschen Gründlichkeit.

Da das Flussbett von oben gut einzusehen war ging’s also querfeldein den sandigen Hang hinunter, über Felsen und Steine und durch Gestrüpp. Eigentlich bestes Klapperschlangen-Territorium, möchte man meinen. Doch nirgends klapperts. Schade eigentlich. Wieder kein Klapperschlangen-Foto.

PfadfinderinIst das jetzt der richtige Weg zurück?