B wie Bryce Canyon

Queens-Garden-TrailDie warmen Farben des Felses, die Pinien - wer würde schon vermuten, dass der Park auf 2400 bis 2700 Metern liegt?

Alleine der Name transportiert schon etwas Mystisches: "Hoodoos" heißen die schlanken, spitzen Gesteinspyramiden, die im Bryce Canyon Nationalpark zu tausenden dicht an dicht stehen. Manch einer behauptet, die Felsformationen ähnelten Wächtern. Wer ganz viel Fantasie hat - oder wahlweise etwas sehschwach ist - , kann darin vielleicht sogar eine natürliche Version der Terrakotta-Armee ausmachen, mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass diese Armee der Felspyramiden kein Mausoleum für einen chinesischen Kaiser ist.


Die Hoodoos des Bryce Canyon befinden sich weit von China entfernt, im Südwesten des US-Bundesstaats Utah. Deren Name klingt übrigens nicht nur mystisch, in ihm schwingt auch etwas Unheilvolles mit: Ins Deutsche übersetzt heißt "hoodoo" so viel wie "Unglücksbringer". Ein bisschen was könnte da auch dran sein: Weil Wind und Wetter die Sandsteinformationen permanent abschleift, kann es durchaus passieren, dass die ein oder andere kegelförmige Spitze einmal abbricht.

NadelmeerAm Einstieg des Navajo-Loop-Trail sehen die Felspyramiden noch wie harmlose Steinspitzen aus.

Von oben sehen die Gesteinspyramiden noch aus wie ein Meer aus Nadelspitzen. Wer jedoch über den Navajo Loop Trail vom Sunset Point aus in Serpentinen in die Felslandschaft hineinwandert, wird schon bald von den orange leuchtenden Felswänden überwältigt, die es auch mit Hochhäusern aufnehmen könnten. Nicht umsonst trägt eine besonders enge Stelle des Trails den Namen "Wall Street", angelehnt an die engen Felsschluchten an der Südspitze Manhattan. Leider war diese bei unserem Besuch gesperrt.

Steilwände wie ScheuklappenDer teils steile Navajo-Loop-Trail verläuft teils in Serpentinen durch die Felswände.

Wer den Nationalpark besucht, sollte sich von der warmen Farbe des Feldes besser nicht täuschen lassen, zumindest was all jene Touristen betrifft, die im Frühjahr oder Herbst kommen. Es ist bei weitem nicht so heiß, wie es scheint. Der Bryce Canyon Nationalpark liegt auf 2400 bis 2700 Metern Höhe. Entsprechend kühl wird es nachts. Bei unserem Besuch Mitte April lag vereinzelt noch Schnee, nachts lag die Temperatur unter dem Gefrierpunkt. Das macht übrigens auch das Packen für eine Südwest-USA-Rundreise so schwierig: Selbst im April muss man klamottentechnisch noch auf alles von Minusgraden bis jenseits der 30 Grad (Death Valley) eingestellt sein. Wir haben der schweren Winterjacke im Koffer übrigens das klassische Zwiebelprinzip vorgezogen - nein, kein Sack Zwiebeln im Koffer.

Der Garten der KöniginDer "Queens-Garden-Trail"schlängelt sich durch die Hoodoos hindurch.

Am Bryce Canyon wurde uns vielleicht stärker als an anderen Orten der riesige Nachteil eines Roadtrips bewusst: Die kurze Aufenthaltsdauer. Genau genommen hatten wir für diesen Park nur etwas mehr als einen halben Tag Zeit, die Nacht eingerechnet: Am späten Nachmittag angekommen, Wanderung über den Navajo-Loop-/Queens-Garden-Trail und noch eine kurze Stippvisite am Morgen, bevor es weiterging. Dabei zählt der Bryce als einer der besten Spots für Sternenfotografie in den USA. Kurz vor dem Sonnenuntergang zog sich die Wolkendecke zu. Wir müssen also noch einmal zurück.

BuntDie farblichen Kontrasten prägen den Bryce Canyon Nationalpark.