Mein Auto, meine Softbox und ich

SelfieBei so viel Aufwand bleibt auch noch ein bisschen Zeit für ein Porträt.

Mein Nachbar kann es gar nicht glauben. Verblüfft guckt er mich an: „20 Jahre? Da ist das Auto ja älter als du!“ Naja, nicht ganz. Vielleicht sind es die schäbig grauen Wände der Tiefgarage, die den goldenen A3 in ein besonders rechtes Licht rücken. Vielleicht hat mich das fahle Licht auch so jung aussehen lassen. Vielleicht braucht mein Nachbar einen guten Optiker. Vielleicht war er aber auch einfach nur überrascht.

Letzteres war er sowieso. Bislang hatte in unserer Tiefgarage noch keiner sein Auto mit Softbox fotografiert, schon gar nicht nachts unter der Woche. Wobei der Zeitpunkt aus rein praktischen Gründen gewählt war: Alle sind zuhause, keiner will aus- oder einparken und so konnte ich mich nach Belieben in der Durchfahrt breit machen.

LichtmacherOhne externe Lichtquelle - hier der Blitz mit Softbox - wäre die Aufnahme undenkbar.

Und ein bisschen war es eigentlich auch deshalb, damit mich keiner sieht. Muss ja nicht jeder meine ersten Versuche in der Produkt-/Autofotografie mitbekommen. Nachdem ich nun endlich in eine Softbox investiert habe, habe ich aber noch ein Projekt gebraucht. Und der gut eine Tonne schlanke Koloss in der Tiefgarage kam mir da gerade recht.

Die erste Lektion, die ich ziemlich schnell gelernt habe: Perfekt ausgeleuchtete Autofotos sind toll anzusehen, aber ganz sicher nicht ganz einfach selbst gemacht. Die zweite Lektion: So ein Bild benötig sehr viel Liebe und Zuneigung, bis es einmal fertig ist.

BoxenstoppKurz vor dem Foto hatte der A3 noch die Winterschuhe an. Sähe auf dem Foto aber blöd aus. Also schnell noch gewechselt.

Und es braucht Zeit. Da ich in diesem Bereich der Fotografie noch Anfänger bin, kann man das eigentlich nicht vergleichen, aber vielleicht interessiert es ja doch den einen oder anderen: Allein mit dem Shooting und der richtigen Ausleuchtung habe ich etwa anderthalb bis zwei Stunden zugebracht. Letztlich dürfte das aber auch daran liegen, dass meine Assistentin nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Metall und Plastik sind - Stativ und Fernauslöser.

Der wesentlich zeitfressendere Teil kommt aber erst danach, in Photoshop. So ungefähr fünf Stunden dürfte ich gebraucht haben, bis ich ein für mich annehmbares Ergebnis gebastelt habe. Die Ebenenliste zählt am Ende 24 Bilder, die mal mehr, mal weniger Anteil am Gesamtbild haben.

Es werde LichtErst in Photoshop werden die verschiedenen Belichtungen zusammengefügt.

Mir ist bewusst, dass die Fotos nicht perfekt sind. Wenn ich sie mir anschaue, erkenne ich zahlreiche Problemzonen. Aber am Ende kann ich damit für einen allerersten Versuch durchaus leben. Seine wichtigste Aufgabe hat der nächtliche Ausflug in die Tiefgarage jedenfalls erfüllt: Ich weiß, wo ich bei künftigen Bildern in der Ausleuchtung und in der Photoshop-Bearbeitung noch nachbessern muss.

Aber solange der A3 noch so jung aussieht, muss ich nicht zum Photoshop-Zauberer werden. Und wenn mich mein Nachbar auch in zehn Jahren noch für unter 20 hält, ist auch bei mir noch nicht alles verloren. 

GoldklumpenDas Gestänge der Sofabox hat so seine Tücken, wie an dem ein oder anderen Schatten noch zu erkennen ist.
  /  Permalink  /